Stärken und Schwächen
2. Oktober 2019In meinem ersten Beitrag auf dieser Seite möchte ich mich der Frage widmen, die sicherlich dem geneigten Leser beim Betrachten meiner Homepage in der ein oder anderen Form gleich in den Sinn gekommen sein mag: Triathlon „und“ oder „oder“ Ultralauf? Beides gleichzeitig? Beides ein wenig und nichts richtig? Wie gehen diese Sportarten zusammen? Passt das trainingstechnisch überhaupt?
Dazu hier meine wichtigsten Erfahrungen und Erlebnisse: Zunächst einmal sind beides (Langzeit-)Ausdauersportarten und haben damit physiologisch ähnliche Anforderungsprofile. Beide beinhalten die Bewegungsart des „Laufens“ und zeigen weitere, vielleicht weniger offensichtliche Parallelen:
- Ernährungsstrategien sind für den Wettkampf-, aber auch Trainingserfolg von entscheidender Bedeutung
- Das Laufen auf „ermüdeten“ Beinen ist meist rennentscheidend (Ermüdungstoleranz, TUF: technique under fatigue)
- Die mentale Stärke und das Überwinden von Krisen sind elementar wichtig, um überhaupt zu finishen
- Der hohe Trainingsumfang erfordert meist das „Ausweichen“ auf bzw. den Einsatz von Alternativsportarten
- Die Saison- und Wettkampfplanung setzt längere Vorbereitungszeiträume und eine begrenzte Wettkampfanzahl voraus, um verletzungsfrei und erfolgreich zu sein.
Anhand dieser bei weitem nicht vollständigen Liste an Parallelen wird schnell klar, dass beide Sportarten nicht nur den Abenteuercharakter gemeinsam haben, sondern eben auch trainingstechnisch sehr gut zu verbinden sind. So habe ich persönlich durch den Einstieg in den Ultralaufsport (2014) auch meine Laufleistung im Triathlon auf der Langdistanz ausbauen und auf einem höheren Niveau stabilisieren können. Dies bildete den Grundstein für meine erste Hawaii-Quali zwei Jahre später. Andererseits gaben mir die Erfahrungen einer funktionierenden Ernährungsstrategie und dem abwechslungsreichen Training in drei und mehr Disziplinen aus dem Triathlonsport einen gewissen „Vorsprung“ gegenüber dem reinen Ultraläufer, so dass ich bereits im ersten Jahr Erfolge im Ultralaufsport (3.Platz DM Ultratrail) feiern durfte.
Natürlich gibt es aber auch einige Unterschiede und Risiken, die man bedenken sollte, wenn man von einer zur anderen Sportart wechseln oder beides parallel machen möchte, welche ich Euch nicht verschweigen will:
- Die Lauftechnik kann eine andere sein / erfordern
- orthopädische Probleme in der „neuen“ Sportart sind ein ernstzunehmendes Risiko —> Stichwort: starker Motor, schwache Karosserie (für die neue Bewegungsart)
- Haupt- und Vorbereitungswettkämpfe in mehreren Sportarten stellen hohe Herausforderungen an die Trainings- und Saisonplanung
- (längere) Regenerationszeiten, vor allem nach Ultraläufen, müssen beachtet werden
- Der Materialaufwand steigt weiter an (Räder, Trinkrucksack, Stöcke, Trailschuhe, …)
- Es sind zwei völlig unterschiedliche „Welten“ (Gemeinschaften) —> Gesellschaftsaspekt
Abschließend muss jeder die Frage nach der Sportart und dem „und“ oder „oder“ für sich selbst beantworten. Ich kann aber guten Gewissens den meisten Athleten empfehlen, beide Sportarten auszuprobieren und auch gerne zu kombinieren. Der größte Nutzen in meinen Augen als Coach liegt darin, dass man durch wechselnde Schwerpunkte neue Motivation schafft, eingefahrenen Wege verlässt und dem Körper und Geist neue Reize gibt. So entwickelt man sich als Athlet weiter, lernt sich und seinen Körper besser kennen. Und im Zweifelsfall kehrt man gestärkt durch viele neue Erlebnisse aus den fremden Abenteuern in seine Kernsportart zurück.
Triathlon und Ultralauf!